Der Adlerweg - 33 Etappen, 413 Kilometer & 31.000 Höhenmeter
Die Wahrscheinlichkeit, dass mich einer der Könige der Lüfte Tirols, der für Kraft, Mut und ewiges Leben steht, der mit seinen Adleraugen ein Schneehuhn auf eine Distanz von bis zu drei Kilometern erkennen kann, eine Flügelspannweite bis zu 230 Zentimeter besitzt und darüber hinaus sogar noch in Bezug auf sein Paarungsverhalten lebenslange Einehe pflegt, sieht ist groß. Die Wahrscheinlichkeit, dass meine "Augerl" jedoch einen sichten werden, eher unwahrscheinlich, aber mit "Gucker" aka Fernglas nicht unmöglich. - Es wird sich weisen...
Anreise
Eine gute Stunde von Innsbruck, Salzburg und München entfernt, liegt der Ausgangspunkt des Adlerweges - St.Johann in Tirol. Wie es zumeist bei mir, als begeisterter Öffi-Fahrer, der Fall ist, bin ich auch dieses Mal, mit Umstieg in Salzburg, von Wien angereist. Fahrzeit: 5h
Etappen im Wilden Kaiser
Etappe 1 - St. Johann in Tirol - Rummlerhof - Gaudeamushütte
hard facts: 13 km; 1.060 hm; Gehzeit 5h; mittelschwierig
Im Rücken St. Johann, zur Linken das Kitzbühler Horn, den Jakobsweg bei der Kitzbüheler Arche querend und den Wilden Kaiser in Sicht. Einerseits kommen Erinnerungen von meinem Fußmarsch 2017 von Wien nach Marrakech, aber ebenso vom Kitzbühler Alpen Trail (2019) hoch. Vor 3 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich in so kurzer Zeit so viele „Alpenwege“ erforschen darf. Wahrlich ein Geschenk.
Wo waren wir nochmals stehen geblieben? - Aja, der Adlerweg. Die erste Etappe des Adlerweges beginnt für mich, nach einer erholsamen Nacht inklusive gutem Essen im Fischer Hotel Superior, mit einem genialem Wanderwetter. 22 Grad und a bisserl bewölkt.
Wenige Meter von den Schleier-Wasserfällen entfernt, gibt es die Möglichkeit seine Kletterkünste bei unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden unter Beweis zu stellen.
Vom Ortskern bis zum eigentlichen Ausgangspunkt von Etappe 1, dem Rummlerhof (400 Jahre altes Alpengasthof), sind es 45 Minuten. Anschließend taucht man in die abwechslungsreiche Welt des Naturschutzgebiets des Kaisergebirges ein. Als Highlights würde ich die imposanten Schleier-Wasserfälle, die sich über eine 80 m hohe Felswand ziehen, während sich nebenan Sportkletterer über die schwierigsten Klettergärten der Alpen hochziehen, und selbstverständlich nicht zu vergessen: die Almwiesen bzw. markanten 2.000er Spitzen vom Wilden Kaiser.
Darf ich Ihnen die Spitzen vorstellen?!
Westliche Hochgrubachspitze (2.277m); Östliche Hochgrubbachspitze (2.284); Ackerlspitze (2.329) & Maukspitze (2.231m), etc.
Heute werde ich auf der Gaudeamushütte (gaudeamus; lateinisch; plural; Imperativ; lasst uns glücklich sein), die sich auf 1.270 m bzw. südseitig des Wilden Kaisers befindet, übernachten. Der Aufforderung, dass ich glücklich sein soll, versuche ich gerecht zu werden. In Anbetracht der Stille und dem Weitblick und, und, und, wird dies wohl mein kleinstes Problem darstellen.
Etappe 2 - Gaudeamushütte - Hintersteiner See
hard facts: 15 km; 800 hm; Gehzeit 6h; mittelschwierig
„Lass Stille dein Lehrer sein“, waren die Worte, die mir mein Onkel aus Hawaii vor ein paar Wochen mit auf den Weg gegeben hat. Stille ist ja prinzipiell stets da, egal ob in der hektischen Stadt oder mitten in der Natur. Ohne Stille kein Geräusch, kein Ton. Doch in der Natur ist die Dichte an Stille nicht zu überhören, weil sie so "laut" ist, sie hat eine Sogwirkung, lässt einen ruhiger und manchmal gar still werden.
Klar geplant war auch, dass die zweite Etappe mit einem knackigen Anstieg bzw. leichten Fels-Klettereien bis zur Gruttenhütte beginnen und am Ende, der ca. 15 Kilometer Tour, mit einem Sprung in den Hintersteiner See enden wird.
Wer's am ersten Tag wissen will, kann auch die erste Etappe von der Gaudeamushütte auf die Gruttenhütte verlängern.
Und so kam´s dann auch. Bei 19 Grad Wassertemperatur und ein bisserl Wind schwamm ich eine kleine Runde am Nordostufer. Dort befindet sich ein Strandbad, bei dem es erlaubt ist, in den 56 Hektar großen See, der in Privatbesitz ist, reinzuspringen.
Tipp: Wer an einem Sommer- Wochenende wandern gehen möchte, dem empfehle ich definitiv die ersten beiden Etappen.
Nur 3,6 Kilometer bzw. ca. 45 Minuten von dort entfernt, befindet sich die Pension Meier, wo ich nun bei Kaiserschmarrn und Grüntee den Tag Revue passieren lasse. - Bilder von den Bergwiesen, den kaiserlichen Bergspitzen, die über 2.000m emporragen, bzw. der Duft der Latschenkiefer und Blumen-Bergwiesen wirken nach.
Schön war’s.
Mit diesen Aussichten lässt's sich gleich leichter arbeiten.
Etappe 3 - Hintersteiner See - Kufstein
hard facts: 10 km; 730 hm; Gehzeit 3,5h; mittelschwierig
Gestern Abend ist Gebhart „Gebi“ Bendler noch auf ein Getränk vorbeigekommen. Gebi ist als Historiker, Autor bzw. Bergführer eine spannende Adresse, wenn’s um den Wilden Kaiser geht, hat er doch das Buch „Wilder Kaiser – von Sommerfrischlern, Kletterlegenden, Skipionieren und dem Bergdoktor“ geschrieben und somit einen breiten Wissensschatz über dieses Naturschutzgebiet.
Diese sympathische Yogalehrerin heißt Monika Egger und bietet als "spätberufenes Mädchen", wie sie sich selbst nennt, Jivamukti- Yoga im eigenen Studio "Yogaraum" an. Kann ich wirklich sehr empfehlen.
Von spannenden Anekdoten, wie z.B. der Erstbesteigung eines Pfarrers mit seinem Hund im 18. Jahrhundert auf den Scheffauer, die beide mit viel Glück einen Sprung über eine Spalte überlebten, oder den Schwerpunkten des Tourismusverbandes in Belangen der „Nachhaltigkeit“ und Strategien, um bis 2024 mit einem Bürgerbeteiligungsprojekt für mehr „Lebensqualität am Wilden Kaiser“ zu sorgen.
„Der Tourismusverband Wilder Kaiser versucht u.a. den Tourismus nachhaltiger zu betreiben. - D.h. das Angebot für Urlauber mit der Bahn, aber auch vor Ort attraktiver zu gestalten bzw. auch, dass die Einheimischen weniger mit dem Auto unterwegs sein müssen. Diesbezüglich ist der Tourismusverband auf einem sehr guten Weg.“
Übernachten & essen darf ich heute im Auracher Löchl, das sich in der Altstadt Kufsteins befindet.
Zeitig in der Früh (7:30 Uhr) bin ich aufgebrochen, um einerseits den angesagten nachmittäglichen Regenschauern zu entkommen („Timing ist alles beim Wandern“) und andererseits, um die Klänge der größten Freiluftorgel der Welt, die zu Mittags stets schon aus weiter Ferne zu hören ist, vor Ort, in Kufstein, zu erleben. Es ging sich trotz eines kleines Abstechers auf das Gipfelkreuz des Kreuzbichls bei der Walleralm aus.
Des Wanderers Wetter-Leid, ist des Salamanders und Weinbergschneckens Freud, aber ebenso des Pilzesammlers. Am Weg von der Walleralm bis zur Steinbergalm sind viele dieser Spezies vorzufinden.
Etappen in den Brandenberger Alpen (Rofan)
Etappe 4 - Kufstein - Gasthof Buchacker
hard facts: 11 km; 1.330 hm; Gehzeit 5,5h; mittelschwierig
Heute Morgen geht es gemütlich los, nämlich mit dem Zug von Kufstein bis nach Unterlangkampfen, von dort steil durch den Wald bis man umgeben von Latschen, Alpenrosen und eingehüllt von Nebelschwaden, die entlang des Grades an einem vorbeiziehen, in eine mystische Welt eintaucht.
Seit heute bin ich übrigens in den Brandenberger Alpen (Rofan) unterwegs. Adler habe ich auch hier noch keinen gesichtet, aber eine ähnliche Seltenheit - einen Auerhahn (siehe Instagram).
Tipp des Tages: Das Gasthaus Buchacker
Die Buchacker Alm wurde von Heidi und Christian dieses Jahr übernommen. Das lustige, eingespielte Hüttenteam, gutes, selbstgemachtes Essen aus der Region, die gmiatliche, lichtdurchflutete, renovierte Hütte erobert jedes Wanderherz.
46 Euro/Nacht im Doppelzimmer, inklusive Frühstück, ist sehr fair.
Reservierung bis 18 Uhr des Vorabends ist zu empfehlen.
Mehr Infos: buchackeralm.at
Etappe 5 - Gasthof Buchacker - Pinegg
hard facts: 18 km; 980 hm; Gehzeit 6 h; schwierig
Die Nebelschwaden ziehen elegant entlang der Felswände, tanzen spielerisch im Wind stetig nach oben empor und lösen sich am Weg Richtung Plessenberg (1.743m) auf. Der Weg dorthin hat keinen Tropfen Regen auf mich prasseln lassen, auch wenn am Weg vom Gasthof Buchacker bis ins Hasatal, zu den Nachbergalmen bis zum Ascherhoch (1.458m) der Boden vom starken Regen der letzten Nacht einem einsacken lassen und erinnern, warum es wichtig ist beim Kauf der Schuhe gern einmal tiefer in die Tasche zu greifen.
"Wenn du ein Dichter bist, wirst du klar erkennen, dass eine Wolke in diesem Blatt Papier steckt. Ohne die Wolke gibt es keinen Regen; ohne Regen können keine Bäume wachsen..." Thich Nhat Hanh 1991
Basierend auf dem wunderschönen Text des buddhistischen Mönchs ist mir vom Heubergsattel bis zum Gipfel des Kienbergs (1.786 m) in den Sinn gekommen, doch mal wieder „tiefer hinzusehen“, was in einem Wanderweg denn alles drin steckt und wie alles miteinander verbunden ist:
Nebelschwaden tanzen & Straßen schlängeln sich hoch.
Die vielen Holzgeländer, Leitern, Bänke, Holz- und Steinstufen, Markierungen, etc. die von Einheimischen in vielen intensiven Arbeitsstunden gebaut wurden, die wiederum dank des im Tal geernteten Weizens eine Scheibe Brot mit Speck zu sich nehmen können, um wieder genug Kraft für die nächsten Aufgaben zu haben, am Abend in einer Hütte übernachten, während der Regen und die kommenden Sonnenstunden dafür sorgen, dass der Hafer im Tal für zukünftige Stärkung nachwächst. Während die Arbeiter ruhen, ist auch die Tierwelt dankbar, dass sie auf vorbereitetem Pfad mühelos sich fortbewegen kann, um u.a. auf Futtersuche zu gehen. Nadeln von den Fichten, Kiefern, Latschen oder Blätter vom Ahornast fallen sanft zu Boden und werden langsam, aber stetig zum Teil des Weges. - Einzig ein paar Ameisen holen sich die eine oder andere Fichtennadel, um ihren Ameisenhaufen zu vergrößern, den der/die Wander/in dann bestaunt. Und so gehen tausende Menschen stets auf Wanderwegen, umgeben von einer prachtvollen Natur, mit Berggipfeln, die links und rechts nach oben ragen und werden Teil des Weges durch die Spuren, die sie mit allen anderen kleineren und größeren Wesen, Sonne, Getreidekorn, Ahornblatt, und, und, und auf ihre Art und Weise hinterlassen.
Am Weg ins Hasatal stechen einem zwei wundersame Bäume ins Auge.
Ab der Einkehralm, Heubrandalm geht’s auf einem Forstweg und asphaltiertem Terrain stetig steil bergab Richtung Pinegg. Wanderstöcke mitzunehmen zahlt sich immer aus, aber hier insbesonders. Ihre Gelenke werden es ihnen früher und v.a. später danken.
Übernachtung und Verpflegung gibt’s heute beim Gasthaus Gwercherwirt. Es erwartet einem eine authentische, leidenschaftliche Gastwirtin Martina und traditionelle Tiroler- Küche.
Etappe 6 - Pinegg - Steinberg am Rofan
hard facts: 18 km; 1.100 hm; Gehzeit 5h; mittelschwierig
Tirol & seine urigen Bauernhäuser.
Nach einem stärkenden Frühstück mit frischem Gebäck, Käse, Wurst, Müsli und Co. und einem unterhaltsamen Morgengespräch mit vier weiteren Adlerweg-WegbeschreiterInnen, geht’s gut gelaunt entlang des Jägersteigs bis in den Ortsteil von Aschau, vom letzten Bauernhaus der Dorfstraße, Wimm, bis zum Wimmerjoch und von dort weiter bis zur Lahnalm.
Ausblick kurz vor meiner Unterkunft - dem Haus Latschenbichl.
Immer wieder schau´ ich nach oben, dass ich vielleicht ja doch noch in den Brandenberger Alpen einen Adler zu Gesicht bekomm´. - Leider Fehlanzeige. Stattdessen hör´ und seh´ ich einen Trommler des Waldes. Einen Buntspecht, der gegen einen morschen Baum auf Futtersuche ist. Kurz plustert er sein Gefieder, senkt den Schnabel lotrecht und peckt, trotz meiner Anwesenheit, ungestört weiter.
Beim Weitwandern wird man manchmal, durch das Gefühl des Verbundenseins mit der Natur, zum Fluss selbst.
Von der Lahnalm geht’s steil in den Weißenbachgraben über einen Waldwanderweg hinab und anschließend hoch bis man, umgeben von Hügeln und gewaltigen Bergzacken, in Steinberg am Rofan angekommen ist.
Bei der Hausnummer „Steinberg 123“ sehe ich meine „Hospitaleros“ auf der Terrasse sitzen, die mir heute Unterkunft in ihrem „Haus Latschenbichl“ gewähren.
"Je mehr Kaiserschmarrn du isst, umso besser kannst du wandern."
Ernst Merkinger
Auch dort gilt „Business as usual“ nach meinen Tagestouren, was soviel heißt wie: duschen und dann sich kurz auf´s Ohr hauen. Bevor ich allerdings einschlafe, muss ich an die Erzählung eines Tiroler- Adlerwegwanderers denken, der mir erzählt hat, dass ein anderer Wanderer beim Gipfelkreuz gemeint hat, dass er einem Adlerweg- Weitwanderer begegnet war, der ein „Aquarium“ in seinem Rucksack haben muss, anders kann er sich nicht erklären, warum jener einen so großen Rucksack mit sich schleppt. Dieser Weitwanderer, dem er begegnet war, war ich. - Und nein, ich hab kein Aquarium mit mir mit, aber ich bin ein Riesenfan von meinem 60+10 Liter Tatonka Rucksack, der wegen seinem breiten, gepolsterten Hüftgurt das Gewicht angenehm auf die Hüften, statt auf den Schultern, verteilt, ich am Morgen es gern hab, die Sachen unkompliziert reinzustopfen, weil er robust ist bzw. weil wir zwei schon richtig, richtig viele Geschichten miteinander erlebt haben. Das schweißt zusammen.
Etappe 7 - Steinberg am Rofan - Erfurter Hütte
hard facts: 18 km; 1.590 hm; Gehzeit 7h; schwierig
Es ist immer wieder eine Freude am Weitwandern, gemeinsam Etappen zu bewältigen, auf den Hütten die herausfordernden Passagen, das Erlebte, das Imposante und sonstiges Revue passieren zu lassen bzw. einfach eine Hüttengaudi zu haben. Und ja, die hatten wir. - Hatten? Ja, hatten! Aus 5 wurde 1. Ein Tiroler bzw. ein Deutsches Paar waren die letzten Tage gleichermaßen wie ich am Adlerweg unterwegs. Letzteres bis gestern und Ersteres bis heute. Begegnungen, die mich über den Adlerweg hinaus mit Freude erinnernd weiterbegleiten werden.
Obwohl mir die liebe Besitzerin des Hauses Latschenbichl eine einstündige Abkürzung bis zur Rofanspitze auf den Millimeter genau beschrieben hat, bin ich dennoch die originale, anspruchsvollere, weil 18 Kilometer lang und 1.590 Höhenmeter "zach", Etappe 7 gegangen. Belohnt wurde ich mit dem wunderschönen „Zireiner See“, der Rofanspitze aus nächster Nähe, einer Knödel Trilogie auf der Erfurter Hütte, einem kitschigen Blick auf den Achensee, dessen Wasser glitzert und über ihm Paraglider in der Luft schweben.
Der Zireiner See wird von dutzenden Kühen "bewacht".
Schweben werd´ ich heute nicht mehr. Eher ins Bett fallen… und vom Adler träumen. - Aber wer weiß?! Vielleicht zeigt er sich ja die nächsten Tage?!
Die Geschichte einer Kreuzotter, die liebende Güte praktizierte
Es war einmal eine Kreuzotter, die im Wald liebende Güte praktizierte, indem sie innerlich wiederholte: „Möge es allen Wesen wohlergehen, mögen alle Wesen glücklich sein, mögen alle Wesen in Frieden sein.“
Eine alte Frau, die schlecht sah, sammelte gerade Feuerholz. Sie sah die Kreuzotter, aber verwechselte sie mit einem Strick. So verwendete sie die Schlange zum Tragen ihres Feuerholzes. Da die Kreuzotter liebende Güte praktizierte, ließ sie alles mit sich tun.
Die Frau trug das Bündel nach Hause und warf es in eine Ecke. Mühsam konnte sich die Kreuzotter befreien und flüchtete mit Schmerzen, Schrammen und blauen Flecken.
Sie schlängelte sich zu ihrem Lehrer und sagte vorwurfsvoll: „Schau, was mir passiert ist! Ich habe liebende Güte praktiziert, und sieh dir doch die Wunden und alle die Schmerzen an, die ich an meinem Körper spüre!“
Der Lehrer antwortete gelassen: „Du hast nicht liebende Güte praktiziert, du hast blödsinnige, liebende Güte praktiziert. Du hättest zischen sollen und sagen, dass du eine Kreuzotter bist.“
Etappen im Karwendel
Etappe 8 - Erfurter Hütte - Lamsenjochhütte
hard facts: 17 km; 1.030 hm; Gehzeit 5h; mittelschwierig
Das Meer der TirolerInnen.
Ich hab weder vom Adler geträumt, noch einen auf Etappe 8 gesehen, aber dafür einen neuen Adlerweg-Kompanion an meiner Seite. Steve ist 66, aufgewachsen auf einer venezolanischen Kokosnuss- Farm seines amerikanischen Vaters, lebt seit 50 Jahren in Paris, ist pensionierter Ingineur bzw. Gastronom, der nun seine Bucket-List abarbeitet, indem er u.a. online Packkurse nimmt bzw. diverse Weitwanderwege weltweit abklappert. Nicht immer zur großen Freude seiner Frau, die dann mal mehrere Tage nichts von ihm hört bzw. bis zu 3 Monate ihn nicht zu Gesicht kommt, weil er eben weitwandern ist.
Am Weg Richtung Lamsenjochhütte.
Es ist schön zu beobachten, wie begeistert er über die Faszination des Weitwanderns ausführlich berichtet, das reduzierte Leben am Weg und die Wichtigkeit der Gesellschaft, dass jene ebenso erkennt, dass es nicht viel braucht, um ein gutes Leben zu führen. „Alles, was über die Systemrelevanz hinausgeht, ist purer Luxus.“
In der Shut-Down-Zeit hat er sich einen eigenen „Light-Rucksack“ mit der alten Nähmaschine seiner Großmutter gebastelt, mit dem er elegant die Serpentinen Richtung Lamsenjochhütte hochflitzt. „Wenn ich 66 bin, möchte ich auch so fit sein“, denk ich mir.
Kaiserschmarrn Nr.9
Im Grunde kenn ich größtenteils die Teilabschnitte der kommenden zwei Etappen, die ich bereits letztes Jahr bei meiner 6-tägigen Karwendel- Durchquerung absolviert habe. Insofern war die Vorfreude groß, jene prachtvollen Touren nochmals in der entgegengesetzten Wanderrichtung zu erleben, dem Karwendelhaus und der Lamsenjochhütte einen Besuch abzustatten. Beide Hütten garantieren mit ihrer Abgeschiedenheit Stille, aber auch sehr, sehr, sehr schlechten Empfang. Part of the Game.
„Part of the Adlerweg-Game“ ist es mit der Rofanseilbahn von der Erfurter Hütte (1.834m) bis nach Maurach, dem Achensee entgegen, hinunterzufahren. Kurz mit Steve am Wasser verweilend, geht’s am Tiroler Süd- & „Südwest-Meeres-Ufer“ über Pertisau, das Falzthurntal zum Gasthaus Falzthurn und Sennhütte, die zur Stärkung bis zum letzten Abschnitt einladen. Ab dann gilt´s stets den Adlerweg-Markierungen Richtung Lamsenjochhütte zu folgen.
Wenn der Stammtisch zum Office umfunktioniert wird.
Und hier sitz ich nun, tippe in die Tasten, nachdem Steve und ich uns mit Kaiserschmarrn gestärkt haben.
Im Anbetracht dessen, dass die nächsten 3 Etappen für die Wadln durchaus fordernd sein werden, gilt´s genug zu essen, lang genug den Kopfpolster zu drücken und ein wenig dehnen.
Kitsch gibt´s auch in den Bergen.
Etappe 9 & 10 - Lamsenjochhütte - Karwendelhaus
hard facts: 22 km; 1.250 hm; Gehzeit 8h; mittelschwierig
Der Große- Ahornboden im Naturpark Karwendel. Sehr sehenswert.
„Wohin das Auge reicht… ein Ahornbaum“, denk ich mir, wie ich mit Sebastian, dem Ranger des Naturparks Karwendel, pünktlich um 9 Uhr, nach einem kleinen Routenabstecher von der Lamsenjochhütte bis zur Binsalm, am Großen Ahornbaumboden steh. Die prachtvollen, teils mit Moos bedeckten, bis zu 600 Jahre alten Bäume sind in dieser zahlreichen Art dort vorzufinden. Da die Bergahorne für die historische Almwirtschaft, u.a. als Schattenspender für das Vieh und Notfutter diente und sie schließlich 1927 zum Naturdenkmal erklärt wurden, 1988 der Große Arhornboden als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen wurde, ist die hohe Anzahl mit 2.200 zurückzuführen.
Die wiederholte Überschotterung der Almfläche brachte der Eng Alm den Namen „Hungeralpe“ ein, das sich über die Jahre legte, da die Bauern der Dynamik des Enger Grundbaches 1960 mit einem Damm ein Ende setzten.
Jene Bäume wurzeln übrigens auf einer dünnen Humusschicht, die sich durch Ahornblätter, Kuhfladen, etc. gebildet hat, und darunter befinden sich 120 Meter Schotter. Diese Überschotterung ist auf den Enger Grundbach zurückzuführen. Heute finden Trauerschnepper oder Fransenfledermäuse in den aufgehängten Nistkästen Unterschlupf bzw. Brutmöglichkeit.
Als Alter Fan von kaiserlichen Kastanienbäumen und auch Ahornbäumen, die für mich persönlich so etwas wie Weisheit ausstrahlen, hätte ich Sebastian noch länger zuhören können, da allerdings Schlechtwetter für Nachmittag angesagt war, ging ich mit ihm zügig durch die Engalm Richtung Falkenhütte weiter… mit ein paar Pausen, bei denen er mir gelben Enzian zeigt, mich am Oregano riechen und schmecken lässt.
Wussten Sie, dass so gelber Enzian aussieht?
Bei der Falkenhütte geht’s talabwärts Richtung kleiner Ahornboden. Dort angekommen, wird’s immer ungemütlicher. Dunkle Wolken brauen sich, wie angekündigt, zusammen, weshalb ich sicherheitshalber dort unter einem Vordach einer privaten Hütte verweile, was sich wenig später als die richtige Entscheidung herausstellt. Keine 2 Minuten dauert es, bis es in Kübeln zu schütten beginnt. Hagel, Blitz und Donner folgen. 30 Minuten später reißt es wieder auf, weshalb ich trocken, nach ca. 1h beim Karwendelhaus ankomme.
Dort angekommen begegne ich einem gewohnt lustigen Hüttenwirt, Andreas Ruech, den ich schon vom letzten Jahr meiner Karwendeldurchquerung kenne, obwohl ihm in Anbetracht dessen, dass er in diesen Covid-Zeiten auf über 50% seiner Auslastung verzichten muss, das Lachen eigentlich vergehen müsste: „Was soll’s?! Wir müssen das Beste draus machen.“ Wir beide sind uns einig, dass langfristig betrachtet die Menschen aufgrund dieser einschneidenden Erfahrung vermehrt entschleunigen, mehr die Natur aufsuchen, auf das Wesentliche reduzieren werden und sich das langfristig positiv auf den Wandertourismus auswirken kann. - Hoffentlich wird.
Abendstimmung beim Karwendelhaus.
Zu erwarten war, dass Andreas, in seiner gewohnten Manier, auf sehr unterhaltsame Art und Weise Touren-, Wetterinformationen, etc. für die WanderInnen nach dem Abendessen teilt, das übrigens mit den Rote-Bete-Knödeln sehr, sehr lecker war.
Etappe 11 - Karwendelhaus - Hallerangerhaus
hard facts: 14 km; 1.440 hm; Gehzeit 8,5h; schwierig
Der Hüttenwirt des Karwendelhauses und ich tauschen uns, kurz vor Aufbruch Richtung höchsten Punkt des Karwendels (Birkkarspitz 2.749m), bezüglich gesundheitlichen Geheimtipps aus und schenk ihm 2 meiner von zuhause mitgenommenen Gaba- Tee- Sackerl, auf die ich insbesonders bei übersäuerten Wanderwaden, aber auch generell schwöre.
"Wem der Steig hinter dem Haus zu schwer ist, der sollte am Besten nicht weitergehen", hör ich noch vom Vorabend, während ich jenen "hochklettere". Anschließend passiert man das "schlauchende" Schlauchkar, das sich zieht. Schneefelder und Geröllhalden machen dies nicht zwingend einfacher. Bei einem Notunterstand, nahe der Birkkarspitze, kann der Rucksack niedergelegt werden, um die Spitze zu erklimmen. Ab dann geht´s auf ähnlichem Terrain ins zauberhafte Hinterautal, wo man auf der Forststraße einige E-Biker antrifft, um neben dem Lafatscherbach bei einem Almhaus sich mit Speck und Käs´ zu stärken.
Dann geht´s in etwa 2 Stunden stetig bergauf bis zum Hallerangerhaus. Macht für mich eine Netto Summe von 8 h aus.
Kurz vor dem Hallangerhaus grasen dutzende Kühe umgeben von wuchtigen Bergmassiven umgeben.
Beim Hallangerhaus angekommen, hab ich mich intensiv mit einer Holländerin, die Jahr für Jahr Mehr-Tages-Touren mit ihren 3 Freundinnen unternimmt, unterhalten. Sie erzählt mir grob über ihre Zen- Praxis bzw. das Glück, Willigis Jäger (verstorben dieses Jahr) als spirituellen Lehrer gehabt zu haben. Ein Mystiker der Neuzeit durch und durch, mit dessen Wissen und Weisheit ich mich die letzten Monate sehr intensiv beschäftigt habe.
Die Hüttenkultur und Diversität an Gästen, die aus allen Winkeln der Erde verschiedene Wanderadern Tirols erkunden, haben mich die letzten Tage wieder sehr viel lernen lassen bzw. erinnert, warum ich mich so gerne von Hütte zu Hütte aufmache. Die Natur und Begegnungen geben einem so viel zu entdecken, zu lernen und staunen.
"Je stiller du wirst, umso mehr kannst du hören."
Ram Dass
Etappe 12 - Hallerangerhaus - Innsbruck
hard facts: 13 km; 1.150 hm; Gehzeit 5,5h; schwierig
Es wird Zeit. Zeit eine Pause einzulegen. - Morgen und übermorgen sind so zwei "Pausentage", aber dazu die nächsten Tage mehr.
Ziel ist die heilige Landeshauptstadt Tirols - Innsbruck bzw. besser bekannt als "Inschbruck". Viele Mehr-Tages-Wanderer/innen und Kursteilnehmer/innen von Vipassanas berichten, dass sie diese Qualität der Gelassenheit, die sie in jener Auszeit mitgenommen haben, über ein paar Wochen in ihrem Alltag aufrecht erhalten hab können und dann ist er wieder verflogen, deswegen fürchten viele mit dem Trubel der Stadt wieder konfrontiert zu werden. Es ist eine wahre Kunst, dass Stille stets wahrt.
Mit Blick vom Goetheweg der Nordkette Richtung Innsbruck. Stille & Dynamik auf einem Bild.
Im alten Zirbenwald geht´s vorbei an Gams und Latschen in Richtung Lafatscher Joch. Von dem Wilde Bande Steig Richtung Stempeljochkar, Stempeljoch und dann mit einem Abstecher zur Pfeishütte, die übrigens auch vegane Kost auf ihrer Hütte anbietet. Stets an der guten Markierung orientierend geht´s hoch zum Goetheweg, zwischen Gleierspitze und Mandelspitze durch. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich letztes Jahr in Begleitung von Stephan Görgl mit den Skitouren-Skiern hier unterwegs war und ich einen "Juchuzer" loslassen habe vor Freude -des Ausblicks wegen. - Diesmal findet der in Stille statt.
Grau in Grau.
In Stille geht´s dann auch weiter Richtung Hafelekar mit der Nordkettenbahn ins Tal hinunter - dem Körper allgemein, aber insbesondere den Gelenken zuliebe.
Übernachten darf ich heute im Adlers Design Hotel. - Es müsste nicht sein, aber ich nehme es dankend zur Kenntnis diesen Luxus in einem Doppelbett, mit Traumaussicht Richtung Nordkette genießen zu dürfen bzw. beim Abendessen für Irritationen zu sorgen, dass ich mit Birkenstock-Schlapfen aufkreuze.
Etappe 13 - Innsbruck
hard facts: 10.000 Schritte; 30 hm; Gehzeit 1h; easyleicht
Heute leg ich eine Pause ein, geh zwar keine Wander-, aber stattdessen eine Food-& Kultur-Tour in der Stadt Innsbruck. Bietet sich immerhin ja auch an, wenn ich im Land der deftigen und süßen Verführungen bzw. Traditionen und Bräuche bin. Kurt Reindl, nebenher TV- Journalist, bietet in Innsbruck „Essens-Touren“ für Touristen, Firmen, aber auch Einheimische an, um typische Tiroler Spezialitäten kulinarisch (neu) zu entdecken. Auf unterhaltsame Art erzählt er anregende Anekdoten zum jeweiligen Produkt aus der Region und deren ErzeugerInnen. Vom Obstverkäufer-Stand in der Innsbrucker Markthalle und zwei Happen vom Graukäse, vom Tiroler Bergkäse und zwischendurch ein „Schluckerl“ Krautinger, bis zum Gasthof Weisses Rössl auf köstliche Tiroler Gröstl und Käsespätzle mit Preiselbeeren- Saft, auch bekannt als „Grantensaft“, oder Süßem bei der Bäckerei Aydin …. gewiss wird keiner hungrig nachhause gehen. Kurt versteht es mit einer breiten Palette dichter Informationen Bewusstsein zu schaffen, wie wichtig es ist den W-Fragen auf den Grund zu gehen (Wer produziert?; Woher kommen die Lebesnittel?; Wie werden sie hergestellt?; Was ist drin?), um die Kette an Zusammenhängen zu verstehen und damit u.a. die regionale, ökologische Wirtschaft zu unterstützen. Es ist ihm anzumerken wie ihm dies wichtig ist - seine Leidenschaft verrät dies. Einziger „Kritikpunkt“: 90 Euro/Person für eine 4,5h Tour in diesem Umfang zu verlangen, ist meines Erachten viel zu wenig.
(Unter innsbruckfoodtours.at finden Sie alle weiteren Informationen dazu.)
Kurt Reindl in seinem Element.
Gaumenschmaus beim Weissen Rössel in der Innsbrucker Altstadt.
Cem´s coffekult ist Programm bei der Innsbruck-Food-Tour.
Ein Gedicht ist die Ausstellung der Tiroler Landesmuseen/Ferdinandeum mit „Goethes italienische Reise - eine Hommage an ein Land, das es niemals gab.“ Als Laie, aber Freund der Kunst und Verständnis für die Begeisterung des Reisens, hat mich der „Selbstfindungs-Trip“ bzw. die Kreativität und das Selbsterkennen Goethes durch seine Reiseunternehmungen inspiriert. Ergänzend dazu bereichert zeitgenössische Fotokunst von Barbara Klemm und Gianni Berengo Gardin mit kritischem und persönlichem Blick ein touristisch strapaziertes „Bella Italia“.
Auf Bitte des Anatomen Franz Joseph Gall ließ sich Goethe im Oktober 1807 vom Bildhauer Carl Gottlieb Weisser eine Lebensmaske abnehmen, die ein authentisches Bild vom 58-jährigen Dichter aus der Zeit vermittelt.
Für Goethe verkörperte der Kopf einen ihn ansprechenden Frauentypus, sodass er sie scherzhaft als "seine erste Liebschaft" in Rom bezeichnete.
Nicht weit vom Ferdinandeum ist das Tiroler Volkskunstmuseum gleichermaßen einen Besuch wert wie die Hofkirche. Traditionelles Kulturgut aus alten, aber auch jungen Tagen des Land Tirols zeugt von den tiefen Wurzeln der Verbundenheit zur Natur und der Besonderheit dieses Landes.
Wer dies besucht, sollte auch das anschließende, sehr bedeutende Kunstdenkmal in Tirol besuchen. Die Hofkirche mit dem pompösen Grabmal Kaiser Maximilians.
„Tirol kann und ist Kultur.“ Soviel versteh auch ich als Laie.
Der Hof der Hofkirche.
So. Heute mal eine etwas anderer Ausflug.
Morgen geht’s dann wieder „gehreich“ weiter.
Auf ein Wiederlesen!
Etappe 14 - Innsbruck/Hochzirl - Solsteinhaus
hard facts: 7 km; 940 hm; Gehzeit 3h; mittelschwierig
Auschecken. Ticket am Bahnhof kaufen. Maske auf. Und dann ab Richtung Hochzirl.
Interessanterweise bin ich die ersten 400 Höhenmeter vom Bahnhof Hochzirl bis zum Solsteinhaus von Bremsen umzingelt begleitet worden. Hat mich an das amüsante Interview erinnert, indem der Dalai Lama erklärt, dass er je nach Laune Moskitos auf seinem Unterarm sitzen lässt, wegbläst, bestimmt mit dem Handrücken verscheucht oder „zack“ - gnadenlos erschlägt. (LINK)
Am Weg hoch begegnet man Schafen und Ziegen.
Von technischer bzw. konditioneller Warte aus betrachtet, ist die heutige Tour, im Vergleich zu den letzten, eine der Leichteren. Es erwarten einem Forstwegerl, schmale Wanderwege durch nadelige Wälder, bei Almwiesen vorbei an privaten Hütten, wie z.B. bei der Solnalm, von der man zum ersten Mal das Solsteinhaus (1.805 m) sieht. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit sich hier zu verlaufen.
Das 1914 eröffnete Solsteinshaus liegt auf 1.806 Metern.
Somit ist die vorletzte Etappe geschafft. Freude kehrt ein, dass das Wetter gut mitgespielt hat, ich so viel spannende Persönlichkeiten wieder kennenlernen durfte, mit Unterstützung des Tiroler Tourismusverbandes in so tollen Hütten übernachten durfte, meine Füße mitgespielt haben, ich zum ersten Mal keine Blasen bekommen habe …. ABER man soll ja bekanntlich den Morgen nicht vor dem Abend loben.
Ab in die Hapfn.
Etappe 15 - Solsteinhaus - Leutasch/Ahrn
hard facts: 20 km; 870 hm; Gehzeit 6,5h; mittelschwierig
Es ist soweit. Meine für mich vorläufig letzte Etappe des Adlerwegs ist in diesem Jahr angebrochen. Bevor ich kurz zusammenfasse, was ich besonders empfehlen würde, hier eine kurze Zusammenfassung über den heutigen Streckenverlauf:
Das früh Aufstehen hat sich ausgezahlt - Blick von der Eppzirler Scharte.
Nach einem ergiebigen Frühstück geht’s hinter dem Haus zur Eppzirler Scharte bei Kaiserwetter knackig los. Nach dem Schuttkar geht’s im Zick-Zack-Verlauf Schnurstracks hinunter, bis die Eppzirler Alm auftaucht. Dort gäbe es eine Möglichkeit einzukehren. Für mich dann doch zu früh. Gemütlich geht’s einmal links, dann wieder rechts der Gießenbachklamm entlang. Gut markiert geht’s über einen Bahnübergang nach Gießenbach, Richtung Scharnitz, vorbei am Schießboden, den Hohen Sattel hoch und dann am Frostweg nach Leutasch.
Die Forststraße führt Richtung Leutasch/Ahrn.
Ich darf im Biohotel- Leutascherhof eine Nacht verbringen. Die selbstgemachten Kuchen nach meiner Unterkunft haben mich schon mal überzeugt.
One Night in Leutasch.
Kommen wir nun zu einem kurzen Zwischenfazit der 15 von 33 absolvierten Etappen:
Der Adlerweg ist definitiv einer (vl. sogar) der schönste(n) Weitwanderwege, der mir bis dato untergekommen ist. Er zeichnet sich für die unberührte Natur, die Wucht der 2000er und die qualitativ hochwertige Hüttenkultur (Buchackeralm, Karwendelhaus, Lamsjochhütte, Hallerangerhaus, etc.) aus.
Eine gute Grundkondition und Trittsicherheit sind Voraussetzung, da einem 1.000 Höhenmeter bzw. 15 Kilometer pro Tag im Schnitt erwarten, kein Gepäcktransporter zur Verfügung steht und es ab und an kurze Passagen zu „kraxeln“ gibt.
Ich würde „Weitwander-Neulingen“ z.B. die ersten 3 bzw. 4 Etappen von St.Johann in Tirol bis zum Hintersteiner See/ Kufstein für ein verlängertes Wochenende empfehlen. Dann bekommen Sie ein Gefühl für Mehrtages-Touren (Wieviel nehme ich mit? Halte ich das konditionell durch? etc.) Obendrein ist die Anreise mit dem Zug nach St.Johann in Tirol bzw. die Heimreise von Kufstein eine ideale.
So und dies sei den TirolerInnen nun an dieser Stelle auch von mir offiziell bestätigt: Ihr heiliges Land ist wirklich heilig - zumindest, wenn ich vom natürlichen, ursprünglichen Terrain, auf dem ich mich die letzten Tage bewegt habe, schreibe. Egal ob die Imposanz des Wilden Kaisers, die Mystik der Brandenberger Alpen oder den größten Naturpark (727 km2) - das Karwendel - schreibe, sie sind immer und immer wieder eine Ort des Staunens, ruhig Werdens, Erinnerns, dass wir Natur Natur sein lassen sollen und… ach ja, Teil dieses Wunders sind.